Ortsteile im Blankenauer Grund
Der Blankenauer Grund ist das Gebiet, welches im Norden der Stadt Chemnitz liegt, im Tal der Chemnitz und deren Nebentälern die Orte Glösa, Furth, Borna, Draisdorf und Heinersdorf umfasst. In den Seitentälern des Chemnitzflusses rodeten die fränkischen Siedler den damals vorhandenen Urwald, den Miriquidi (d.h. Schwarzer Wald) in mühsamer Knochenarbeit. |
Zum Blankenauer Grund gehören die Orte Glösa, Borna, Furth, Draisdorf und Heinersdorf sowie das ehemalige Streitdorf (südlich von Furth). Heute sind diese Dörfer alle in der Stadt Chemnitz eingemeindet. Ihr geistiges Zentrum hatten diese Dörfer in der St. Jodokuskirche auf dem Eierberg in Glösa. In einem kirchlichen Steuerregister des 12. Jahrhunderts war die Parochie (Kirchspiel) Glösa mit einem bischöflichen Altarzins belastet, der dem sedes Kempnitz (Kirchenkreis Chemnitz) zugeteilt war. Dies war die erste urkundliche Erwähnung von Ort und Kirche. Auf die Besiedlung von Glösa weist die Flureinteilung hin. Sie zeigt zehn Bauerngüter und ein Pfarrgut, die bis in die Neuzeit erhalten waren. Hieraus ist abzuleiten, dass sicherlich unmittelbar mit der Besiedlung eine Kapelle/Kirche und das Pfarrgut entstanden sind. Der Name der Kirche – St. Jodokus – verweist auf eine Besiedlung durch Bauern aus der Gegend des Mittelrheins und der Mosel. Diese Siedler haben den Namen des Schutzpatrons mit hoher Wahrscheinlichkeit mitgebracht, der in Ihrer alten Heimat schon verbreitet war. Zwischen 1245 und 1269 wechselten die Herren von Gersdorf ins Chemnitztal und nannten sich ab 1269 "Herren von Blankenau". Ihr Sitz war die Blankenburg als weltliches Zentrum des Blankenauer Grundes. Der als Wasserburg gebaute Sitz der Herren von Blankenau lag am Ostufer der Chemnitz, am Zufluss des Bahrebachs, auf dem heutigen Feld direkt an der Autobahn A4. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die Burg bei Kämpfen um die Vorherrschaft im Pleisenland zerstört und die letzten Mauerreste im 19. Jahrhundert eingeebnet.
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Mitte 12. Jahrhundert
Wahrscheinich entstand der Ort bei der Rodung des Miriguidi-Urwaldes (Schwarzwald) als einreihiges Waldhufendorf am rechten Ufer der Chemritz. Zusammen mit Glösa, Draisdorf, Heinersdorf und Borna gehörte der Ort zu der um 1170 entstandenen Herrschaft Blankenau (Blankenburg).
12. Jahrhundert
Auf dem Kirchberg zu Glösa mit Blick auf die Chemnitzer Dörfer der Blankenau wird eine romanische Kapelle errichtet.
1338 - 1352 - 1548
1338 als Forth, 1352 als Furthe und 1548 als Furth findet der Ort in der Geschichte Erwähnung. Der Name deutet auf eine durch die Chemnitz führende Furth - Furt als wichtige Verkehrsverbindung hin.
1522 - 1541
Urkundliche Erwähnung der Mühle "zum Furth" (nähe heutiges Heizkraftwerk).
1546
Furth wird dem Amt Chemnitz zugeordnet.
1548
Furth wurde von 15 Bauern, 2 Gärtnern und 51 Inwohnern bewohnt.
1781
befinden sich auf der Further Flur noch 4 Fischteiche mit "Hecht und Speisefisch", heute zugeschüttet, Fisch- und Dammweg erinnern noch an diese Zeit. Der Aufschluss der Teiche durch Mönche erfolgte bereits um 1338.
19. Jahrhundert
Das Bauerndorf Furth verliert nach fast 700 Jahren immer mehr seinen dörflichen Charakter. Es entstehen kleine und große Betriebe, welche die Chemnitzer Industriegeschichte prägten.
1800
Aufschlussversuche nach Kohle in Furth, Glösa und in Borna.
1807 - 1811
Die nach englischen Vorbild errichtete große Spinnmühle am Chemnitzfluss mit Maschinenbauwerkstatt von J. C. Irmscher beschäftigt bereits 1807 25 Arbeiter. 1812 ist der Betrieb der bedeutendste sächsische Spindelhersteller.
1856 - 1875
Furth kommt zum Gerichtsamt Chemnitz bzw. ca. 20 Jahre später zur Amtshauptmannschaft Chemnitz.
1857
Lieferung des 1000sten mechanischen Webstuhls der Firma Schönherr.
1880
Einweihung der Chemnitztalstraße
1899
Verkehrsmäßiger Anschluss von Furth an die Stadt Chemnitz mit Weiterführung der Straßenbahn von der Mühlenstraße bis zum Ende der Blankenauer Straße am Gasthof "Scheibe", später Hochhaus Furth.
Weiterführung und 1920 Inbetriebnahme bis Chemnitztatstraße 108 - Nähe Gaststätte "Weilburg" - Einstellung der Straßenbahn 1972.
1899 - 1900
Gründung des Schmirgelwerkes (vormals Schönherr) und der Wachstuchfabrik Schwander auf Further Flur (als Beispiel für viele andere Further Unternehmen).
1892 - 1902
Konstituierung des Komitees zur Erbauung der Chemnitztalbahn - Einweihung 1902 mit Haltepunkt Glösa und Güterladestelle Furth in Richtung Sächsischer Webstuhlfabrik.
1901 - 1902
Die eiserne Bogenbrücke - auf Höhe der künftigen Güterladestelle Furth - mit einem Gesamtgewicht von 35 Tonnen wird ohne Demontage mit Hilfe von 2 Dampfwalzen an ihren nächsten Standort am Fischweg transportiert.
1902
Das alte Schulgebäude gegenüber dem Gasthaus "Schweizer Hof" (1860 erbaut) genügte nicht mehr den Anforderungen. 1902 Bau einer neuen Schule Chemnitztalstrasse 66 (später Pionierhaus). 1973- 1974 Neubau der Further Schule in unmittelbarer Nähe.
1903
Gründung "Allgemeiner Turnverein Furth". Vor ihm bestand schon die "Deutsche Turnerschaft", welche bereits im Jahre 1895 die hinter der Further Schule stehende Turnhalle erbauen ließ.
1913
Feierliche Eingemeindung von Furth in die Stadt Chemnitz am 01.07.1913 im Gemeindeamt Furth. Die Gemeinde umfasste damals eine Fläche von 370 Hektar und zählte 2.397 Einwohner (zum Vergleich: 31.2.1995 1978 Einwohner)
1916
Eine furchtbare Windhose, aus Richtung Schlossteich kommend, verursacht in Furth große Schäden.
1921
Ausbau des Aegir-Bades (jetzt Kleingartenverein "Heimaterde"). Die Wasserfläche betrug 50m x 16m, der Sprungturm war 3m bzw. 5m hoch. Im Sommer wurde es wöchentlich von max. 12.000 Badegästen besucht. Einstellung des Badebetriebes 1945.
1923 -1926
Hochhaus Furth - die Möbelstoffweberei Cammann & Co. baut das erste Hochhaus in Chemnitz mit über 40m Höhe.
1939
Richtfest für 136 Wohnungen in der Further Fuchsdelle - infolge landschaftlich schöner Lage einst Vorzeigeobjekt des Wohnungsbaus, Abriss der Wohnungen 2002.
1945
Bei den Bombenabwürfen 1944/45 auf Chemnitz waren in Furth viele Opfer zu beklagen.
1954
Immer wieder gab es verheerende Hochwasser zum Teil mit Eisgang. So wurde Furth u. a. im Jahr 1897, Februar 1909 sowie 1954 schwer getroffen. Ab 1954 erfolgen Regulierungsarbeiten des Chemnitzbogens am Kirchberg, einschließlich Bau eines Hochwasserschutzdammes.
1959
Grundsteinlegung für das Heizkraftwerk Nord im Bereich des Dammweges zwischen Chemnitztal- und Blankenburgstraße. Der Schornstein ist mit 302 Meter über Straßenniveau höchstes Bauwerk in Chemnitz.
1964 - 1991
Betrieb des Plattenwerkes am Dammweg mit einem Ausstoß von 4.000 Wohnungen im Jahr.
2000
Die SV Fortuna Furth - Glösa besitzt erstmals einen Rasenplatz mit Flutlicht und Tribüne in der Chemnitztalstraße unterhalb des Kirchberges.